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Sokrates oder: Ich weiß, was ich nicht weiß

Wohl jeder hat schon einmal den Ausspruch des Sokrates gehört oder gelesen: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Diese tiefgreifende Erkenntnis, wiewohl von existentieller Bedeutung, greift im Arbeitsalltag selten, es sei denn, man arbeitet sich gerade in ein völlig neues Fachgebiet ein. Dann aber ist es ein fest umrissener und zeitlich begrenzter Zustand, dem man in der Regel durch Lesen, den Besuch von Kursen, durch das Abschauen von Anderen und durch den Erwerb eigener praktischer Erfahrung im Sinne des learning by doing abzuhelfen weiß. Die Grenzen des Sokratischen Nichtwissens leuchtet man dabei nicht aus.
Viel schwerwiegender aber ist eine andere Form des Nichtwissens, nämlich die, bei der einem die Grenzen dessen, was man weiß (weil man etwas nicht gelernt hat) nicht bewusst sind. Dabei kann es sich um etwas handeln, von dem man nicht weiß oder auch nur ahnt, dass dazu Wissen nötig sein könnte, oder um Lücken innerhalb des eigenen Wissens. Und bei den echten Profis sieht ja auch alles immer so irreführend leicht aus.
Diese Form des Nichtwissens führt dann dazu, dass ein vermeintlich Wissender Dinge angeht, die er in Wirklichkeit nicht beherrscht. Und dann Schiffbruch erleidet und womöglich einigen Schaden anrichtet.
Leider ist dieses Nichtwissen wie ein blinder Fleck. Im Prinzip gibt es also nur die eine Abhilfe, nämlich sich direkt mit der Frage zu beschäftigen. Sich selbst klarzumachen, welchen Kenntnisstand man in etwa mitbringt. Einen Profi zu fragen, wie man sich ein Thema erarbeiten kann. Googeln – bei manchen Themen zeigen schon die Stichwörter im ersten Artikel, dass es da wohl Riffe unter der Wasseroberfläche gibt.
Das heißt nun nicht, dass man immer alles ganz genau wissen muss. Und es heißt auch nicht, dass die alten Hasen immer alles besser wissen. Es heißt lediglich, dass man sich manches Problem erspart, wenn man immer zuerst den Zustand herstellt, in dem man weiß, was man nicht weiß.